Aufstieg: Vor dem massiven Antlitz
der Felswände und ohne Blick zum Gipfel des Daubenhorns zu haben
marschieren wir los in Richtung Wald. An der Stelle sei bereits angemerkt,
dass sich sehr frühes Losgehen (6 – 6.30 Uhr) durchaus lohnt,
da ab 8 Uhr die Gemmi-Bahn fährt und viele Bergkollegen/Innen diese
Variante mit Abstieg in Richtung Klettersteig-Einstieg wählen. Wir
sind also früh dran und laufen auf einem schönen Wanderweg durch
den Wald, der sehr schnell an Neigung gewinnt und wir uns schließlich
in steilen Serpentinen nach oben bewegen.
Nach ca. einer Stunde befinden wir uns bereits an der
Unteren Schmitte (2030 m) und biegen nach links in Richtung Klettersteig
ab. Zwei Gehminuten später kann man dann schon mal getrost das Klettersteigset
anziehen, die ersten seilgesicherten Passagen liegen vor uns – und:
unsere Rechnung ging voll auf, wir können keine Leute vor uns im
Steig entdecken! Zunächst geht es an Quergängen
ohne größere Anforderungen (A/B) abwechselnd frei gehend oder
am Seil einen Quergang der Wand entlang. Nach ca. 20 Minuten geht es nun
aber los und wir düsen schon um die Nase rum weiter zum Freddy Turm.
Wir sind nun seit ca. 1 3/4 Stunden unterwegs und jetzt wird es erstmals
richtig lustig beim Freddy Turm, wobei die Passage wie auch der Steig
insgesamt in perfekter Manier gesichert sind. Wenig später erreichen
wir die erste Leiter. Weitere 20-30 Minuten später kommen wir zur
nächsten Leiter, bei deren Aufstieg wir an einer großen Schweiz-Fahne
inmitten des Bergmassivs vorbeikommen – ach ja, da war doch am Morgen
schon was… die hatten wir schon mal gesehen. Ein schönes Beispiel
für den Schweizer Stolz auf ihr Land.
Nach erfolgter Leiter-Bewältigung sind wir auf
einer schönen grünen Wiese (Obere Gemsfreiheit) angekommen,
wo wir nach nunmehr gut drei Stunden Aufstieg unser zweites Frühstück
einnehmen. Angesichts der vor uns sich aufbauenden, nicht endend wollender
senkrechten Wand wählt einer unserer Gruppe den einzig möglichen
Ausstieg und kehrt ins Tal zurück. Es sei angemerkt, dass dies bei Problemen
im ersten Abschnitt des Klettersteiges auf alle Fälle zu überlegen
ist. Der Steig ist noch sehr lange, die Sonne brennt gnadenlos in die
Wand und der Schwierigkeitsgrad wird sicherlich nicht geringer!
Von der Abzweigung aus geht es gleich ordentlich die Wand nach oben hoch
(C). Die Route ist wie gehabt sehr gut mit Seilsicherung und Trittstiften
versehen. Über eine weitere Leiter erreichen wir eine kurze Gehpassage,
bevor es wieder munter dem Fels empor geht. Nach ca. einer Stunde „harter
Arbeit“, die sehr viel Spaß macht, kommen wir in die Höhle
– dies ist insbesondere auch aufgrund der permanenten Sonnen-Aussetzung
im Fels eine sehr wohltuende Abwechslung – insbesondere können
die ca. 100 HM in der Höhle noch mit einer reizvollen Variante durchklettert
werden.
Die Variante mit der Schwebebrücke und den Trittstiften im senkrechten
Fels können aber auch „unterwandert“ werden. Nach einer
weiteren leicht überhängenden Stelle geht es durchaus knackig
weiter nach oben. Der Steig ist gespikt mit weiteren Leitern, der Erholung
dienliche Gehpassagen sind – wenn auch vorhanden – dünn
gesät. Kurz vor dem Gipfel erreichen wir aber doch noch eine geruhsamere
Passage, bevor uns nach kurzer Steigpassage die letzte Leiter mit teils
leichtem Überhang die letzte Kraft aus den Armen holt – bevor
wir mit der Ankunft auf diesem herrlichen Berg belohnt werden!
Abstieg: Nach dem doch anstrengenden Aufstieg ist es
kein Nachteil, dass der Abstieg sehr gemütlich und ohne Schwierigkeitsgrad
erfolgt. Vom Gipfelkreuz aus folgen wir auf der Rückseite des Daubenhorns
dem einzig verlaufenden Weg, welcher auch mit einer blau-weißen
Markierung gekennzeichnet ist. Es geht über Schnee- und Eisfelder
des angeblich spaltenfreien Daubenhorn-Gletschers – aufgrund der
minimalen Neigung ist nach meinem Ermessen bei normalen Verhältnissen
keine separate Ausrüstung wie Steigeisen o.ä. von Nöten
– Richtung Lämmerboden.
Zum Ende der Schnee- und Eisfelder bestreiten wir einen serpentinenhafter
Weg mit bestem Blick zum Wildstrubel-Gletscher zu bestreiten, welcher
auch den Großteil des Höhenunterschiedes zwischen dem Gipfel
und der Bahn ausmacht. Am Lämmerboden angekommen führt uns der
weitläufige und flache Wanderweg in Richtung Bergstation der Gemmibahn.
Auf dem Weg werden wir teils von tosendem Geräusch begleitet, welcher
auf die mächtigen Wasserbewegungen unterhalb der Eisdecke der Gletscherzungen
zurückzuführen ist.
Natürlich kann man auch den Wanderweg zurück nach Leukerbad
Ort nehmen, wobei wir hier zum einen auf den Morgens bestrittenen, steilen
Aufstiegsweg kämen (2030 m, Untere Schmitte) und insgesamt 700 Höhenmeter
zu laufen hätten… Hierfür waren wir dann doch zu faul,
wollten unsere Knie schonen und zum Anderen: für uns gab es nach
diesen herrlichen Klettersteigimpressionen nichts mehr, was unsere Eindrücke
ergänzen hätte können… insofern wollten wir nur noch
runter ins Tal und von einem Gastgarten aus den herrlichen Blick auf die
durchschrittene Südostwand des Daubenhorns genießen.
Gemmilodge 2350 (2346 m), Tel. +41 (0)27/4701201. Ab 20.12. geöffnet.
Höhe | Gehzeit | Gesamt | Ziel | ||
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1411 m | - 2050 m | + 1:30 | 1:30 | Untere Schmitte |
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2050 m | - 2303 m | + 1:45 | 3:15 | Obere Gemsfreiheit (Ausstiegsmöglichkeit) |
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2303 m | - 2941 m | + 3:15 | 6:30 | Daubenhorn |
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2941 m | - 2346 m | + 1:15 | 7:45 | Bergstation Gemmibahn |
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2346 m | - 1411 m | + 1:30 | 9:15 | Leukerbad |