46.5324, 12.069898 (in Google Maps öffnen)
Aufstieg: Nachdem wir die holprige Zufahrtsstraße zum Rifugio Angelo Dibona hinter uns gelassen haben, parken wir unser Fahrzeug auf dem großzügigen, aber dennoch recht vollen Parkplatz. Hinter dem Haus beginnen wir nach Westen mit dem Aufstieg. Recht bequem führt uns ein breiter Weg zum Materiallift der Camillo Giussani Hütte. Durch die Scharte rechts von uns, werden wir heute Nachmittag wieder absteigen. Der Zugang zur Ferrata Giovanni Lipella ist hinter dem kleinen Lifthäuschen bereits angeschrieben. Durch Schotter steigen wir nun nach Westen immer näher zu der mächtigen Südwand der Tofana di Rozes auf. Pfade nach links ignorieren wir und orientieren uns weiter an den Wegweisern zur Ferrata Lipella. Etwa eine Stunde lang können wir die herrliche Aussicht nach Süden zu den
Cinque Torri, zum Croda da Lago und zum Monte Pelmo genießen, dann haben wir den Einstieg des Klettersteigs an der Südwestwand der Tofana erreicht.
Wir legen unsere Klettersteigausrüstung an und kraxeln vorbei an mehreren Bronzetafeln zum Eingang des im Krieg entstandenen Sprengstollens "Galleria del Castelletto". Zahlreiche Drahtbügel, Stifte und zwei lange Leitern erleichtern es uns, die etwa 30 Höhenmeter zu überwinden. Mit eingeschalteten Stirnlampen geht es anschließend im Berginneren weiter. Eine Stahltreppe hilft im steil nach oben verlaufenden Tunnel nicht auszurutschen. Nach etwa 10 Minuten ist der obere Ausgang erreicht. Vorbei an der Wand des nahen Castelletto können wir im Südwesten nochmal einen recht schönen Blick auf die vergletscherte Marmolata werfen. Ein paar Meter sind nach dem Stollen noch mittels Drahtseil gesichert, dann erreicht man Gehgelände. Zunächst über breite Kiesflächen, später über ein Band dringen wir nach Norden tiefer in das Travenanzestal vor. Westlich von uns prägen nun der Kleine und Große Lagazuoi, sowie die Südliche Fanesspitze das Panorama. Allmählich wird das Band nach Norden schmäler und wir erreichen den zweiten Teil des Klettersteigs.
Auch wenn wir uns wieder am Seil befinden, bleiben die Schwierigkeiten zunächst noch recht überschaubar. Im A/B Gelände finden wir zahlreiche Tritte und gewinnen schnell an Höhe. Der Steig zieht sich nach links den Berg hinauf und mündet schließlich in eine kurze Gehpassage. Anschließend queren wir wieder gesichert weiter nach Norden, bevor uns abermals ein Band ohne Drahtseilversicherung bis zum nächsten Aufschwung führt. Dieser verlangt uns deutlich mehr ab und ist an der Schlüsselstelle, die sich am Anfang der Stufe befindet, mit C/D bewertet. Weitgehend eben geht es nach Norden weiter. Damit keine Langeweile aufkommt, ist dieses Band von einer Rinne durchkreuzt. Ein beherzter großer Schritt lässt uns diese mühelos überwinden. Auf einem recht komfortablen breiten Band geht es dahinter ein gutes Stück tiefer in das Travenanzestal hinein. Zum Leitwesen aller verlieren wir dabei einige Höhenmeter. Die Aussicht auf die gigantischen Felsen auf der gegenüberliegenden Talseite entschädigen mehr als genug. Es folgt ein tiefer, gesicherter Einschnitt in den Berg, dann steht man vor der nächsten Passage, an der wieder Höhenmeter gut gemacht werden.
Das Spiel aus Aufschwüngen und Bändern setzt sich nun noch zweimal fort bis wir den Aussichtspunkt Tre Dita erreichen. Technisch wird es bis dahin im B/C-Gelände etwas einfacher, meist sind aber nun auch die Bänder und Querungen etwas ausgesetzter. Kurz bevor man die Tre Dita in 2694 m Höhe erreicht führt der Klettersteig über ein breites Band nach rechts. Trotzdem sollte man unbedingt die wenigen Meter zu der Felsnase nach Norden vorstoßen und die Aussicht dahinter auf die Tofana di Mezzo genießen. Hier befindet sich auch der Notausstieg. Wer nicht mehr kann oder will, sollte hier nach Norden weitergehen und die Tofana de Rozes dabei halb umrunden. Auf diese Weise spart man den Rest des Klettersteiges und den Weg zum Gipfel. Auch der manchmal unangenehme Teil des Abstiegs zur Hütte Camillo Giussani bleibt einem dadurch erspart. Wer wie wir weiter möchte, spaziert nun auf den breiten Band zurück und wandert weiter, leicht ansteigend nach Süden.
Knapp 10 Minuten brauchen wir, dann setzt sich der drahtseilgesicherte Teil der Ferrata fort. Die Route verläuft nun leicht nach rechts haltend den Berg hinauf und bleibt recht abwechslungsreich. C-Passagen wechseln sich munter mit leichterem A/B-Gelände ab. Genussklettern pur! Die Höhe lässt uns zwar zunehmend schneller atmen, bei dieser Aussicht hält man aber auch gern mal an und genießt den Ausblick. Zudem findet man an den Kanten der halbrunden Wand immer recht nette Fotospots. Nach einer kurzen Querung (A) wird es im C-Gelände nochmal anstrengender. Erschwerend kommt hinzu, dass hier an diesem Tag einige Stellen etwas vereist waren. In etwa 3000 m Höhe wird es wieder flacher und wenig später endet die Ferrata.
Auf einem recht schottrigen Grat geht es nun nach Südosten direkt auf den Gipfel zu. In einem steileren Stück treffen wir auf ein paar Restschneefelder, dann steht dem eindrucksvollen Gipfelerlebnis in 3225 m Höhe nichts mehr im Weg. Im Osten können wir tief im Tal die Häuser von Cortina d'Ampezzo erkennen. Erwähnenswert ist im Südwesten die Marmolata, der höchste Berg der Dolomiten. Ganz im Westen zeigt sich die Sellagruppe mit dem Piz Boe als höchsten Punkt. Etwas weiter rechts können wir auch die Geislerpitzen mit dem Sass Rigais erkennen. Nach Norden reicht der Blick an der Tofana di Mezzo vorbei bis zum Alpenhauptkamm.
Abstieg: Der Abstieg führt uns zunächst wieder am Grat entlang zurück. Am Ende halten wir uns rechts und steigen steil in das Tal zwischen Tofana de Rozes und Tofana di Mezzo ab. Auch hier sind die bereits im Schatten liegenden Felsstufen zum Teil recht vereist und erfordern unsere volle Konzentration. Am Fuß der noch sonnenbeschienenen Tofana di Mezzo ist schon bald das Rifugio Camillo Giussani zusehen, welches wir aber erst gut eineinhalb Stunden nach unserem Aufbruch am Gipfel erreichen. Immerhin wird der Abstieg mit jedem Höhenmeter ein wenig leichter, bis wir im unteren Bereich den Wanderweg erreichen, der vom Notausstieg herführt.
Nach der Hütteneinkehr setzen wir durch die Scharte unseren Abstieg nach Süden fort. Vorbei an den Felsen, hinter denen sich auch die Ruinen des Rifugio Cantore befinden, führt uns ein breiter Weg zurück zum Rifugio Angelo Dibona. Etwas geschafft, von der beeindruckenden Fernsicht aber immer noch begeistert, erreichen wir den Parkplatz vor der Hütte. Dort lassen wir die Tour in Gedanken nochmal Revue passieren. Sicherlich nicht unser letzter Ausflug in die Gegend, an diesem Tag freut sich aber dann doch jeder auf eine Dusche und sein Bett.
Höhe | Gehzeit | Gesamt | Ziel | ||
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2037 m | - 2500 m | + 1:30 | 1:30 | Via Ferrata Lipella Einstieg |
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2500 m | - 3000 m | + 3:45 | 5:15 | Via Ferrata Lipella Ende |
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3000 m | - 3225 m | + 0:30 | 5:45 | Tofana di Rozes |
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3325 m | - 2580 m | + 1:45 | 7:30 | Rifugio Camillo Giussani |
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2580 m | - 2037 m | + 1:00 | 8:30 | Rifugio Angelo Dibona |