46.508625, 11.766207 (in Google Maps öffnen)
Aufstieg: Direkt von der Passhöhe am Sellajoch starten wir auf einem Pfad nach Norden unsere Tour. Durch Wiesen marschieren wir nahezu eben auf die westlichen Sellatürme zu und setzen dann, noch ein gutes Stück von den Felsen entfernt, unseren Weg nach Nordosten fort. Schön ist dabei links von uns die sonnenbeschienene Langkofelgruppe und im Norden am Horizont die Geislergruppe mit dem Sass Rigais zu sehen. Der Weg wird nun steiniger und der Hang fällt nach links steil ab. Wir halten die Höhe und erreichen nach etwa 30 Minuten, vor einem schwarzen Band, den Einstieg des Pößnecker Klettersteigs.
Zwei Tafeln, eine zum 80-jährigen, eine zum 100-jährigen Bestehen, weisen auf das Alter der Ferrata hin. Seit 1912 zieht sich hier ein Klettersteig durch die senkrechten Sellawände. Sicherlich nicht mehr am Originalseil, starten wir die ersten Meter durch B/C Gelände. Schnell wird es luftiger und auch die Schwierigkeiten nehmen im C/D Gelände zu. Etwa nach 15 Minuten erreichen wir den ersten Kamin. Es wird eng. Wir klettern nun im I., später im II Grad einige Meter hoch. Drahtbügel erleichtern uns den Aufstieg. Obwohl das Gelände gut zu klettern ist, macht sich hier das fehlende Sicherungsseil bei den einem oder anderen durch ein Grummeln im Bauch bemerkbar. Wir zwängen uns durch einen Spalt und stehen wenig später vor der ersten Leiter.
Weiter geht es nun wieder am Drahtseil, allerdings nicht lange. Bereits nach ein paar Minuten haben wir den zweiten Kamin erreicht und müssen dort wieder frei klettern. Der Kamin ist ein Stück länger, lässt sich aber aufgrund der hier sehr zahlreichen vorhandenen Drahtbügel vergleichsweise leicht durchsteigen. Typischerweise erhöht sich auch hier ein wenig der Puls. Fairerweise muss man dazusagen, dass zumindest beim zweiten Kamin, ein Sichern an den Klammern möglich ist, da diese in recht engen Abstand zueinander angebracht sind.
Nachdem zweiten Kamin müssen wir zunächst nicht mehr auf das Drahtseil verzichten. Über eine weitere Leiter erreichen wir leichteres Gelände (B und B/C), es bleibt aber ausgesetzt. Erst hinter der dritten Leiter müssen wir in einem längeren C-Abschnitt nochmal ordentlich zupacken, können uns aber in dem folgenden kurzen Gehstück A/B gleich wieder erholen. Ähnlich geht es weiter, bis wir unterhalb des Terrassenbands schrofiges Gehgelände betreten. Wir orientieren uns an den Pfadspuren, den Markierungen und Steinmännchen, bevor wir wieder auf eine kurze Kletterpassage (A) treffen. Dahinter betreten wir die breite Terrasse unterhalb des 2831 m hohen Piz Ciavazes. Wir halten uns links und marschieren über das Band auf den breiten Sattel rechts von uns zu.
Dort angekommen haben wir nun auch einen herrlichen Blick nach Südosten am Sass Pordoi vorbei auf die Marmolata. Der zweite Teil des Klettersteigs beginnt links im Sattel. Zunächst wieder ohne Seil queren wir ein Stück nach Osten. Drahtstifte erleichtern den Übergang. Dahinter können wir wieder unsere Karabiner einhängen und steigen am Drahtseil durch B/C Gelände weiter auf. Fast mystisch wirkt hier der spröde und stark zerklüftete Fels. Bald stoßen wir auf herrlich anzusehende kleine Felstürmchen. Gehpassagen wechseln sich mit I. und A/B Gelände ab. Eine hölzerne Madonna kündigt schließlich das Ende des Klettersteigs an. Halb gehend, halb kraxelnd meistern wir den Schlussanstieg. Am Grat halten wir uns links. Nur wenig später stehen wir vor dem schlichten Gipfelkreuz des Piz Selva.
Fasziniert betrachten wir die vergleichsweise flachen Schotterflächen, die sich über weite Teile der Sellagruppe erstrecken. Bequem marschieren anschließend weiter nach Nordosten auf den knapp einen Kilometer entfernten Piz Miara zu. Im Osten, rechts von uns zeigt sich in den Wolken der Piz Boe, die höchste Erhebung der Sellagruppe. Nach etwa 20 Minuten haben wir das riesige Gipfelkreuz des Piz Miara erreicht. Noch einmal können wir nun den Blick auf die Langkofelgruppe im Westen genießen. Etwas weiter links, im Nordwesten reicht der Blick über Wolkenstein hinweg bis zur Texelgruppe. Im Südosten und Süden können wir bereits den riesigen Canyon des Val Lasties sehen, zu dem wir nun absteigen werden.
Der Abstieg führt uns nun nach Südwesten durch das Vallon Bianch zum Val Lasties. Anfangs zieht sich der Weg noch mäßig an Höhe verlierend durch einen breiten Einschnitt, je näher wir jedoch dem Val Lasties kommen, umso steiler wird es. Vor einer Stufe beginnt eine Seilversicherung und wir finden einen Hinweis, erneut das Klettersteigset anzulegen. Anfangs wirken die Sicherungselemente noch übertrieben, aber wenige Minuten später gilt es im B Gelände einige Meter abzuklettern. Dort ist man dann doch ganz froh, hin und wieder zum Eisen fassen zu können. Nach einer Viertelstunde ist der Spuk auch schon wieder vorbei und wir verstauen entgültig das Klettersteigset im Rucksack.
Durch Schotter erreichen wir das grüne Val Lasties. Die Landschaft ist beeindruckend und nun zunehmend auch wieder bewachsen. Wie eine riesige Pforte wirken die einige hundert Meter hohen Felswände, die sich rechts und links von uns erheben. Nach Südosten ist die Sicht zum Col Rodella frei. Kurzzeitig wird es ein wenig flacher. An einem Wegweiser orientieren wir uns erneut rechts und steigen weiter Richtung Sellajoch ab.
Der Weg führt uns nah an die westlichen Felsen zu einem kleinen Gebirgsbach. Wie auf einer Postkarte plätschert hier das Wasser über die Felsen ins Tal. Wir steigen auf der linken Uferseite ab, bevor wir ein Stück weiter unten das Gewässer überqueren. Entlang der Felsen führt uns der abschüssige Pfad nun nach Westen. Wir verlieren deutlich Höhenmeter bevor uns ein schmaler Weg wieder steil bergauf führt. Minuten später haben wir die Passstraße erreicht, der wir nun zum Sellajoch folgen müssen. Wir haben Glück! Bereits nach ein paar Minuten nimmt uns ein freundlicher älterer Herr mit, so dass wir uns den weiteren Aufstieg über die Teerstraße bis zur Passhöhe sparen können.
Unterwegs keine. Am Sellajoch, auf der Passhöhe befindet das Hotal Albergo Maria Flora, dem auch ein Restaurant angeschlossen ist. Ganzjährig geöffnet.
Höhe | Gehzeit | Gesamt | Ziel | ||
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2235 m | - 2300 m | + 0:30 | 0:30 | Pößnecker Klettersteig Einstieg | |
2300 m | - 2900 m | + 2:30 | 3:00 | Pößnecker Klettersteig Ende | |
2900 m | - 2940 m | + 0:25 | 3:25 | Piz Selva | |
2940 m | - 2964 m | + 0:20 | 3:45 | Piz Miara | |
2964 m | - 2235 m | + 3:15 | 7:00 | Sellajoch |