Refuge d'Asco-Stagnu (1422 m) - Refuge de Tighiettu (1683 m) - Refuge de Ciottulu di i Mori - Castel De Vergio (1404 m)
Insbesondere die Etappe 4 des GR 20 hat es in sich. Der steile Aufstieg von Haut Asco zum Pointe des Éboulis stellt sowohl konditionell, als auch bezüglich der Trittsicherheit und Schwindelfreiheit hohe Ansprüche an die Wanderer. Die Etappen 5 und 6 sind vergleichsweise einfach zu bewältigen. Insgesamt müssen auf gut 24 km im Aufstieg knapp 2000 hm bewältigt werden, bevor man am Castel de Vergio wieder auf ein Hotel mit Straßenanbindung trifft. Detailliertere Angaben zu den Höhenmetern und Gehzeiten sind unter der jeweiligen Etappenbeschreibung zu finden.
Von Ponte Leccia etwa 2 km auf der T30 Richtung Calvi fahren und anschließend links auf die D147 ins Asco-Tal einbiegen. Der D147 bis nach Haut Asco folgen.
42.403514, 8.922358 (in Google Maps öffnen)
Auch die Etappen 4, 5 und 6 lassen sich gut als eigenes Teilstück des GR 20 absolvieren. Sowohl am Startpunkt in Haut Asco, als auch am Ende der 6. Etappe, befinden sich ein Hotel mit Straßenanbindung, sowie ein kleiner Laden, indem man das Nötigste kaufen kann. Landschaftlich ist dieses Teilstück besonders reizvoll. Nicht nur, dass man zu den höchsten Bergen Korsikas aufsteigt, auch der Badespaß kommt insbesondere auf der Etappe 5 und 6 nicht zu kurz. Den Abstecher zum Monte Cinto sollte man auf jeden Fall machen. So nah kommt man an dem höchsten Punkt Korsikas sicher nicht oft vorbei. Für wirklich sichere Bergsteiger bietet sich zudem während der 6. Etappe die Besteigung der Paglia Orba, der Königin Korsikas an. Bereits auf der 4. Etappe hat man den formschöne Gipfel im Südwesten immer wieder vor Augen gehabt.
Vom Hotel le Chalet beginnt nach Osten der Aufstieg der 4. Etappe. Ohne viel an Höhe zu gewinnen wandern wir in einem Bogen nach Süden. Vorbei an gewaltigen Pinien dringen wir tiefer in den Talkessel ein, an deren Ende die eindrucksvolle Nordseite der Punta Minuta zum Blickfang wird. Wir halten uns links und überqueren auf einer kleinen Brücke den Ruisseau de Tighiettu, der zusammen mit anderen Gebirgsbächen im späteren Verlauf zum Fluss Asco wird. Der Blick zurück fällt auf den A Muvrella, dessen Kamm in den frühen Morgenstunden von den ersten Sonnenstrahlen beschienen wird. Nach einer kleinen Brücke beginnt der beschwerliche Aufstieg zum Grat der Grand Barriere, wie der eindrucksvolle Gebirgszug im Herzen Korsikas auch genannt wird.
Es wird nun deutlich steiler und an den ersten Kletterstellen, die mittels dicker Ketten ein wenig entschärft wurden, kommt es anfangs zu kleineren Staus. Ein paar Höhenmeter weiter haben aber dann alle ihr individuelles Tempo gefunden. Beschwerlich und unerbittlich steil steigen wir auf der Südwestflanke des Capo Borba auf. Der Blick zurück auf das bewaldete Ascotal hinter uns macht jede kleine Pause zum Genuss. Rechts von uns hat sich der Ruisseau de Tighiettu tief in den soliden Felsen gegraben und plätschert munter zu Tal. An einem Plateau unterhalb des Bocca Borba werden auch wir von der Sonne erfasst und gönnen uns eine kleine Pause.
Anschließend setzen wir nach Südosten, mit zunehmender Höhe nach Südwesten, unseren Aufstieg fort. Es lohnt hin und wieder stehen zu bleiben und einen Blick zurück auf den formschönen Monte Borba zu werfen. Wir passieren den Lac d'Argento und können wenig später im Süden hinter den A Muvrella die Küstenlinie und die Bucht von Calvi erkennen. Weiter bis zum Pointe des Éboulis wird es über den groben Schotter nochmal steiler, dann hat man den höchsten Punkt der heutigen GR 20 Etappe erreicht. Auch der höchste Punkt Korsikas ist nun im Nordosten zum Greifen nah. Wer möchte, kann hier den GR 20 verlassen und über den Weg nach links in ca. einer Stunde den Gipfel des Monte Cinto besteigen. Einen ausführlichen Bericht zu der Exkursion findet ihr hier: Monte Cinto von Haut Asco.
Wer sich den Ausflug erspart, hat ein wenig länger Zeit, den Blick nach Süden auf die herrlich anzuschauende Paglia Orba zu genießen. Im Südosten glänzt das Wasser des Lac de Calacuccia in der Sonne. Nachdem die Mannschaft wieder komplett ist, marschieren wir nach Südwesten auf den Sattel Bocca Crucetta zu, der sich nördlich des Capu Falu befindet. Links von uns fällt der Blick auf den türkisblauen Lac Du Cinto, der gut 200 hm unter uns liegt. Der gut markierte Weg ist nicht immer ganz einfach und verlangt Trittsicherheit und Konzentration. Nach einer guten halben Stunde ist aber der nächste Sattel, der Bocca Crucetta erreicht.
Nun folgt ein langer beschwerlicher Abstieg von gut 800 hm. Durch groben, scharfkantigen Schotter verlieren wir auf der Südseite der Punta Minuta schnell an Höhe. Vor uns thront im Südwesten die formschöne Pyramide der Paglia Orba. Stellenweise müssen wir auch hier die Hände zur Hilfe nehmen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Erst ziemlich weit unten wird der Weg wieder ein wenig flacher und wir finden sogar eine nette Gumpe zum Baden. Nachdem wir uns auf den von der Sonne erwärmten Felsen getrocknet haben, marschieren wir weiter.
Der Weg dreht nach Westen und endlich können wir die Hütte Refuge de Tighiettu sehen. Kaum steht das Zelt, treffen wir uns an der Hütte, um nun bereits routiniert den Hüttenkäse und den Rotwein in Empfang nehmen zu können. Wohlwissend, dass der nächste Tag jede Menge Badespaß für uns bereithält, genießen wir einen langen Abend in der Hütte, bevor wir uns müde in unseren Zelten verkriechen.
Höhe | Gehzeit | Gesamt | Ziel | ||
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1422 m | - 2607 m | + 4:30 | 4:45 | Pointe des Éboulis |
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2607 m | - 2452 m | + 0:30 | 5:15 | Bocca Crucetta |
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2452 m | - 1683 m | + 2:15 | 7:30 | Refuge de Tighiettu |
Die Etappe 5 auf dem GR 20 beginnt mit einem Abstieg nach Süden durch ein wunderschönes Tal, dessen Quellen ein paar Kilometer weiter im Osten den Lac de Calacucca speisen. Ein wenig Trittsicherheit wird den von der Cinto Besteigung müden Knochen zwar abverlangt, verglichen mit dem Vortag ist der Abstieg aber vergleichsweise einfach. Nach 30 Minuten haben wir die wunderschön gelegene Bergerie de Ballone de Ballone erreicht. Maultiere bringen grade neue Vorräte zu der Alm, wodurch die Brotzeitstation besonders malerisch wirkt. Wir genießen ein herzhaftes Frühstück und genießen die Morgensonne, bevor wir noch ein wenig Zeit an den nahen Badegumpen verbringen.
Nach der Bergerie führt uns der Weg auf der westlichen Talseite direkt auf den im Süden liegenden Punta Liciola zu. Links von uns können wir die Zufahrtsstraße und einen Parkplatz erkennen, die wir aber ignorieren. Schon bald zeigt sich im Westen die Paglia Orba von ihrer wildesten Seite. Von hier macht sie dem Beinamen "Matterhorn von Korsika" alle Ehre. Wir umrunden noch eine Flanke, dann zieht sich der Weg in einem Bogen nach Westen und allmählich gewinnen wir wieder an Höhe.
Um unserer Wellness-Etappe gerecht zu werden legen wir einen weiteren Badestopp ein. Noch vor einer Steilstufe, halten wir uns an einem markanten, großen Baum geradeaus und stoßen wenig später auf ein paar wunderschöne Badegumpen. Gut eine Stunde genießen wir das kühle Nass. Auch die Aussicht nach Osten, am Monte Albanu vorbei ins Viru Tal, ist sehenswert und lädt dazu ein, die Pause zu verlängern.
Ausgeruht setzen wir unseren Weg fort. Der weitere Aufstieg zum Bocca di Foggialle stellt den schwierigsten Abschnitt unserer heutigen Etappe da. Zum einen verlangt das bröselige Gelände Trittsicherheit, zum andern ist auch die Wegführung nicht immer eindeutig. Letztendlich steuert man, mal besser, mal schlechter, ein gutes Stück oberhalb des Ruisseau de Foggialle, auf die Einsattelung zwischen Paglia Orba und Punta di Tula zu.
Am Bocca di Foggialle angekommen, hat man sein Tagesziel so gut wie erreicht. Wir werfen noch einen letzten Blick in das Virutal Richtung Lac de Calacuccia, bevor wir uns rechts halten und auf der Südseite der Paglia Orba Richtung Refuge de Ciottulu di i Mori marschieren. Zunächst geht es noch ein Stück bergauf, aber schon bald wird der Weg flacher und führt uns direkt auf den Capu Tafunatu zu. Berühmt ist der Berg vor allem durch ein rund 30 m breites Loch, welches bei Schmiedearbeiten durch den Teufel entstanden sein soll. Nach einem missglückten Versuch eine Sense zu schmieden, warf der Teufel seinen Hammer weg. Dieser durchschlug die Capu Tafunatu und kam erst im Meer zum Liegen, wo er beim Einschlag die Bucht von Calvi schuf.
Ohne von tieffliegenden Metallteilen behelligt zu werden erreichen wir nach einer Kante das Refuge de Ciottulu di i Mori. Etwas enttäuscht müssen wir feststellen, dass die nahe Quelle im trockenen August versiegt ist und wir daher auf eine Dusche verzichten müssen. Immerhin hat aber die Hütte ausreichend Getränke vorrätig. Auch wenn die morgige 6. Etappe nicht allzu schwer ist, gehen wir heute früh ins Zelt, denn ein Teil unserer Gruppe plant für den morgigen Tag als Zusatzleistung die Besteigung der Paglia Orba.
Höhe | Gehzeit | Gesamt | Ziel | ||
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1683 m | - 1423 m | + 0:30 | 0:30 | Bergerie de Ballone |
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1423 m | - 1963 m | + 2:45 | 3:15 | Bocca di Foggialle |
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1963 m | - 1991 m | + 0:30 | 3:45 | Refuge de Ciottulu di i Mori |
Nach unserer Exkursion zur Paglia Orba, bauen wir unsere Zelte ab und starten in einem Bogen an der Hütte vorbei nach Westen unsere Tour. Grade hat eine Reitergruppe das Refuge erreicht, was fast ein wenig Wildwest-Stimmung aufkommen lässt. Auch ein Abstieg direkt nach Norden ist möglich und verkürzt die Etappe ein wenig. Dicke Wolken ziehen über den Kamm, während auch unser Weg nach Norden dreht. Zunehmend steiler werdend steigen wir in das Golo-Tal ab und wenig später haben wir den hier zu Tal plätschernden Bach Le Golo erreicht.
Sofern die Sonne mitspielt, laden auch hier zahlreiche Gumpen zum Baden ein. Wir folgen dem Bachlauf weiter bergab. Das Tal wird nun zunehmend enger und felsiger. Je tiefer wir kommen umso grüner wird die Landschaft. Vereinzelt ragen riesige Pinien in den Himmel und kündigen den nahen Wald an. Wir drehen uns nochmal um und werfen einen Blick auf die Paglia Orba, die ihrem Beinamen als Königin Korsikas alle Ehre macht und über uns am Talschluss majestätisch thront.
Wir kreuzen mehrmals den Flusslauf, bevor wir uns auf etwa 1400 m über eine Brücke rechts nach Westen halten und in einem Bogen auf die Bergerie de Radule zusteuern. Romantisch liegt die kleine Alm zwischen den Felsen. Ein Tisch lädt zur Rast ein, bloß leider ist kein Hüttenwirt zu finden. Zumindest im Jahr 2021 scheint das kleine Anwesen verlassen zu sein und unsere Hoffnung auf ein kaltes Hopfengetränk schwindet dahin. Wir gönnen uns trotzdem eine kleine Pause, bevor uns der Weg weiter nach Südwesten zum Castel De Vergio führt.
Ohne nennenswerten Höhenunterschied marschieren wir nun durch den immer dichter werdenden Wald. Nachdem wir die D 84 erreicht haben, ist die Etappe so gut wie geschafft. Wir halten uns links und nur wenige Minuten später stehen wir vor dem Hotel Castel De Vergio. Wer den Campingplatz gleich daneben bevorzugt, findet eine Wiese vor, auf der der Zeltaufbau, verglichen mit dem steinigen Untergrund der letzten Tage, zum puren Vergnügen wird. Auch ein kleiner Laden befindet sich auf dem Areal. Zum Essen treffen wir uns im Restaurant des Hotels, an dem wir die Etappe 6 des GR 20 angemessen ausklingen lassen.
Höhe | Gehzeit | Gesamt | Ziel | ||
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1991 m | - 1400 m | + 2:00 | 2:00 | Bergerie de Radule, verlassen |
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1400 m | - 1404 m | + 1:00 | 3:00 | Castel De Vergio |