Pont, Valsaveranche (1960 m) - Rifugio Vittorio Emanuele II. (2735 m) - Gran Paradiso (4061 m)
Mittelschwierige Hochtour über Gletscher (F+) mit ausgesetzter Blockkletterei (I) und kurzer sehr ausgesetzter Querung am Gipfelgrat (zwei Bohrhaken vorhanden). Trittsicherheit und absolute Schwindelfreiheit sind notwendig. Höchster Berg der Grajischen Alpen und zugleich höchster Berg, der mit seinem Fundament komplett auf italienischem Gebiet steht.
Komplette Gletscherausrüstung inklusive Seil, Pickel und Steigeisen.
Autobahn München - Lindau bis nach Bregenz, weiter durch Bregenz Richtung St. Gallen, über St. Gallen, Zürich und Bern zum Genfer See, hier weiter Richtung Montreux/Martigny, später immer Richtung Grand Saint Bernard (ausgeschildert), über die Passstrasse und den Saint Bernard-Tunnel (Maut für Hin- und Rückfahrt: 50,00 CHF) nach Aosta, von Aosta Richtung Courmayeur/Mont Blanc halten, nach St. Pierre bei Villeneuve links ins Valsaveranche einbiegen, immer der Ausschilderung Valsaveranche folgen und am Ende der Straße in Pont das Auto abstellen (großer Parkplatz).
45.52466095, 7.20067978
Der Gran Paradiso gilt als ein relativ leicht zu besteigender 4000er und erhält daher viel Besuch. Die Schwierigkeiten des Aufstiegs sind dabei weniger in der Bewältigung des Gran Paradiso-Gletschers zu suchen. Neben einem Höhenunterschied von gut 1300 Metern, den es am Gipfeltag zu überwinden gilt, führen am luftigen Gipfelgrat vorallem das Gedränge und die sich verheddernden Seilschaften zu interessanten Konstellationen. Hier heißt es einen kühlen Kopf zu bewahren, um nicht ungewollt in heikle Situationen zu geraten. Wer am Rifugio Vittorio Emanuele II. nächtigt, sollte sich unbedingt vorher telefonisch um einen Schlafplatz bemühen, da die Hütte zur Hochsaison oft überfüllt ist.
Am Parkplatz in Pont wandern wir
an der großen Übersichtstafel vorbei und überqueren über
eine Holzbrücke den Fluss. Am Ende der Brücke wenden wir uns
rechts und folgen dem Flusslauf ohne Höhengewinn in den nächsten
20 Minuten, bis wir ein kleines Gebäude erreichen. Hier folgen wir
der Ausschilderung "Rifugio Vittorio Emanuele" und gewinnen
über einen komfortablen Weg, der sich in Serpentinen durch lichten
Bergwald schlängelt, zügig die ersten Höhenmeter.
Nach und nach zieht sich der Bergwald immer mehr zurück und wir üblicken
das Valsaveranche mit seinem rauschenden Bach. Nach etwa einer Stunde
passieren wir einen Wasserfall. Über grüne Hänge schraubt
sich der Weg immer weiter in die Höhe und schon bald erkennen wir
die vergletscherte Ciarforon und die markante Pyramide der Becca di Monchiair.
Kurz vor der Hütte überqueren mir noch ein kurzes Trümmerfeld
und erreichen nach 2:15 Stunden den futuristisch wirkenden Bau des Rifugio
Vittorio Emanuele II.
Hinterhalb der Hütte reicht ein
gerölliger Hang von der Becca di Montcorve herunter. Wir steuern
dabei das linke Ende des Hangs an und folgen den Wegspuren und Steinmännchen
durch das Blockgewirr. Über Blöcke und Schutt geht es nun bergauf
und wir erreichen ein Tal, dessen Verlauf wir nun weiter folgen. Über
Geröll, Schotter und Firn steuern wir direkt auf den Ausläufer
des Gran Paradiso-Gletschers zu. Kurz nach Betreten des Gletschers wenden
wir uns nach rechts und meistern einen ersten steileren Hang. Über
ein flacheres Stück gelangen wir linkshaltend zu einem größeren
Hang, den wir in mehreren Serpentinen emporsteigen. Hier können wir
auch erstmals einen unverstellten Blick auf das Mont Blanc-Massiv werfen.
Nach Überwinden des steileren Hangs erreichen wir einen Rücken,
der sich nun in eher mäßiger Steigung über den Sattel
der Schiena d'Asino weiter zum Becco di Moncorvé emporzieht. Linker
Hand erkennen wir bereits den Gipfel des Gran Paradiso mit seiner Gipfelstatue.
Wir lassen den unterhalb Gipfels gelegenen Gletscherabbruch links liegen
und folgen dem Rücken bis unterhalb der Felstürmchen des Becco
di Moncorvé. Hier wenden wir uns nach links und steigen zuerst
steil und später wieder etwas flacher werdend dem Gipfelgrat entgegen.
Unterhalb des Gipfelaufbaus muss später im Jahr eventuell eine Randspalte
überwunden werden.
In der Scharte rechts der Felsen wechseln wir vom Firn auf die Blöcke
des Gipfelgrats. In leichter Kletterei geht nun teils luftig über
die glatten, großen und nur schwer zu greifenden Blöcke über
den Grat. Kurz unterhalb der Gipfelmadonna wartet mit einer kurzen aber
sehr ausgesetzten Querung über einen schmalen Absatz die Schlüsselstelle.
Hier hat man einiges an Luft und gähnende Leere unter seinem Allerwertesten.
Zum Sichern und Entschärfen der Stelle sind zwei Bohrhaken vorhanden.
Nach der Querung folgt ein letzter Felsabsatz und gut vier Stunden nach
Aufbruch vom Rifugio stehen wir bei der großen Gipfelmadonna des
Gran Paradiso.
Das unbeschreiblich schöne und schier unendliche Panorama reicht
vom Monte Rosa über die Walliser Alpen mit Dent Blanche, Matterhorn
und Grand Combin über den Mont Blanc, den Barre des Ecrins bis hin
zum Monviso. Es dauert seine Zeit, bis man sich am grenzenlosen Panorama sattgesehen hat. Wir verlassen die Gipfelfelsen und treten auf der Aufstiegsroute unseren Rückweg nach Pont an.
Entlang der Aufstiegsroute.
Alternativ kann man die Besteigung auch vom Rifugio Chabod beginnen. Der Gletscheranstieg ist allerdings deutlich spaltenreicher. Unterhalb des Becco di Moncorvé trifft der Weg vom Rifugio Chabod auf die Aufstiegsspur vom Rifugio Vittorio Emanuele.
Rifugio Vittorio Emanuele II. (2735 m), CAI Turin, Tel. +39 0165 95920. Geöffnet von Mitte März bis Mitte September.
| Höhe | Gehzeit | Gesamt | Ziel | ||
|---|---|---|---|---|---|
| 1960 m | - 2735 m | + 2:15 | 2:15 | Rifugio Vittorio Emanuele II. | |
| 2735 m | - 4061 m | + 4:15 | 6:30 | Gran Paradiso | |
| 4061 m | - 2735 m | + 3:00 | 9:30 | Rifugio Vittorio Emanuele II. | |
| 2735 m | - 1960 m | + 1:45 | 11:15 | Pont | |