Nebelhorn (2224 m) - Westlicher Wengenkopf (2235) - Östlicher Wengenkopf (2207) - Großer Daumen (2280m) - Edmund-Probst-Haus (1932 m)
Der Hindelanger Klettersteig weist Schwierigkeiten bis in den Grad C und 1- auf, wobei sich aber der Großteil der Route über A- und B-Gelände erstreckt. Herausfordernder kann das Zeitmanagement sein, insbesondere wenn die letzte Seilbahn für den Abstieg genutzt werden soll. Gerade an Wochenenden können die angegebenen Gehzeiten oft nicht erreicht werden, da sich aufgrund der Besucher Staus bilden. Bitte trotz der vermeintlich leichten Einstufung unbedingt vorsichtig sein und keinesfalls unüberlegt überholen. Leider hat der Klettersteig bereits mehrere Todesopfer zu beklagen. Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und gute Kondition sind für eine Begehung unabdingbar.
Steinschlaghelm, komplette Klettersteigausrüstung
Von Kempten aus der B19 nach Süden folgen und über Sonthofen und Fischen im Allgäu nach Oberstdorf fahren. Vor dem Ort im Kreisverkehr geradeaus halten und dadurch die B19 Richtung Oberstdorf verlassen. Im nächsten Kreisverkehr links abbiegen und anschließend rechts in die Alpgaustraße abbiegen und an deren Ende links abbiegen. Dem Straßenverlauf folgen bis die Hermann-von-Barth-Straße endet. Links abbiegen und weiter zum Parkplatz der Nebelhornbahn fahren. Unbedingt diesen, nördlich der Seilbahnstation gelegenen nutzen! Nur so kann die Parkgebühr beim Kauf der Seilbahntickets zum Teil angerechnet werden (Stand 2022).
Oberstdorf ist hervorragend mit der Bahn zu erreichen und wird in etwa stündlich von Memmingen und Kempten aus angefahren (Fahrplan und Buchung). Mit dem Bayern-Ticket fahren bis zu 5 Personen für 29 Euro + 10 Euro je Mitfahrer nach Oberstdorf.
47.404804, 10.285842 (in Google Maps öffnen)
Wer im Allgäu nach einem Klettersteig sucht, wird schnell auf den Hindelanger Klettersteig stoßen. Recht luftig zieht er sich vom Nebelhorn zum Großen Daumen und bietet dabei eine herrliche Aussicht auf die Allgäuer Alpen. Obwohl der Einstieg in gut 2000 Metern Höhe liegt, ist dieser spielend zu erreichen. Die Nebelhornbahn bringt die Aspiranten bequem von Oberstdorf zum Gipfel des Nebelhorns. Den Steig selbst sollte man nicht unterschätzen. Zwar halten sich die technischen Schwierigkeiten für Klettersteigverhältnisse in Grenzen (Schwindelfreiheit und Trittsicherheit sind trotzdem ein absolutes Muss!), aber die bloße Länge kann schnell zu Zeitproblemen führen, insbesondere wenn sich an schönen Wochenenden in den schwierigeren Passagen Staus bilden. Hier heißt es geduldig sein und notfalls über einen der Ausstiegswege den Steig vorzeitig verlassen, wenn die letzte Seilbahn ins Tal noch erreicht werden soll.
Bequem bringt uns die Seilbahn von Oberstdorf auf den Berg. An der Station Höfatsblick, an dem wir heute Nachmittag nach getaner Arbeit wieder zusteigen, müssen wir umsteigen um schließlich den Gipfel des Nebelhorns zu erreichen. Bevor wir mit dem Klettersteig beginnen, statten wir kurz dem Gipfelkreuz einen Besuch ab. Vor allem im Süden gibt sich die Allgäuer Bergprominenz die Hand. Stellvertretend seien hier im Südosten der markante Gipfel des Hochvogel und im Süden, hinter dem Höfats der Große Krottenkopf genannt. Lohnend ist auch der Abstecher zum Nordwandsteig, eine solide und vor allem, anders als man vermuten würde, bequem zu begehende Stahlkonstruktion, die auf der Nordseite des Gipfels kühn in der fast senkrechten Wand verankert ist. Schön lässt sich von dort ein Blick über den Klettersteig zum Großen Daumen, sowie auf den Grünten, den Entschenkopf und auf das Rubihorn werfen.
Der eigentliche Klettersteig beginnt östlich von uns. Um den Einstieg zu erreichen, verlassen wir zunächst im Westen den Gipfelbereich und wandern anschließend auf einem Pfad unter Seilbahn hindurch nach Osten in einen kleinen Sattel. Wenn noch nicht geschehen, sollte spätestens hier die komplette Klettersteigausrüstung angelegt werden. Vorbei an einem Rohr, das im Winter zur Absprengung von Lawinen dient, erreichen wir die erste drahtseilversicherte Stelle. Wir überwinden das vor uns liegende Türmchen und wandern auf dem schotterigen Grat weiter nach Osten. Nachdem wir einen weiteren Felsen rechts passiert haben, stehen wir vor einer riesigen Felsnadel, die markiert durch eine Tafel, den Beginn des Hindelanger Klettersteigs darstellt.
Am Drahtseil und über eine recht luftige Leiter steigen wir im B-Gelände auf. In einem Auf und Ab, mal mit Drahtseil, mal ohne, setzt sich hinter der Felsnadel der Grat fort. Vor allem nach links fallen die Felswände spektakulär fasst senkrecht in die Tiefe. Im Abstieg überwinden wir eine kleine Leiter, nur um kurz danach wieder auszusteigen. Während der Kletterei vergisst man schon fast, auch mal kurz stehenzubleiben und die grandiose Sicht nach Süden auf die Allgäuer Berge zu genießen. Glücklicherweise ist aber der Westliche Wengenkopf bald erreicht, wo wir uns unter dem großen, aber schlichten Gipfelkreuz die erste kleine Pause gönnen. Ausgiebig betrachten wir von dort die wunderschöne Landschaft.
Über A-Gelände steigen wir nach Osten ab. Es folgt ein Stück Gehgelände, bevor man nach rechts die erste Ausstiegmöglichkeit hat. Wer nicht mehr weiter möchte, kann hier auf den südlich unter uns liegenden Wanderweg absteigen. Wir haben noch keineswegs die Lust verloren und steigen über B-Gelände erneut auf. Spitze um Spitze über- oder um-klettern wir auf den nächsten Metern. Wir passieren 2 Leitern und ein nett anzusehendes Felsenfenster. Der ausgesetzte Grat hält aber auch immer wieder Gehgelände für uns bereit. Insgesamt gesehen, vielleicht der interessanteste Teil, den der Hindelanger Klettersteig für seine Besucher bereithält. Eine gute Stunde benötigen wir in etwa, dann haben wir die zweite Ausstiegsmöglichkeit erreicht, die ebenfalls nach rechts zu dem Wanderweg führt.
Etwa die Hälfte des Steigs ist nun geschafft. Ähnlich wie der Einstieg, beginnt auch der zweite Teil mit einer langen Leiter, die aber ein wenig geneigt ist und nicht ganz so ausgesetzt durch einen Kamin führt. Dahinter steigt man über eine Stufe, die mit (B/C) den bisher schwierigste Teil darstellt, etwa 2 Meter ab, bevor es im A-Geländer wieder entspannter weitergeht. Die Abbruchkante nach Norden ist allerdings trotzdem allgegenwärtig. Der erneute Aufstieg zum Östlichen Wengenkopf erstreckt sich dann weitgehend über Gehgelände. Auch wenn die Wolken mittlerweile viele entfernte Gipfel in Beschlag genommen haben, gönnen wir uns am kreuzlosen Gipfel eine kleine Pause und studieren dabei den weiteren Wegverlauf nach Osten Richtung großen Daumen.
Weiter nach Osten steigen wir vom Östlichen Wengenkopf im A-Gelände tief ab. Nur wenig scheinen wir dabei dem Großen Daumen näher zu kommen. Wir nehmen eine Leiter im Abstieg und erreichen wenig später über A-Gelände den vermutlich tiefsten Punkt auf dem Grat zum Großen Daumen. Auch hier können wir Wanderer sehen, die nach rechts zum Wanderweg absteigen. Der obere Teil des Abstiegs sieht von oben machbar, wenn aber auch unangenehm bröselig aus. Ganz anders, wie die Glatte Wand, die den Aufstieg zum Zwiebelstränge einläutet. Metalltritte erleichtern uns hier den Aufstieg, bevor es wie gewohnt mit A und B Kletterei weitergeht. Kurz vor dem Zwiebelstränge finden wir, diesmal offiziell angeschrieben, einen weiteren Notabstieg nach rechts zum Wanderweg auf das Koblat vor.
Der Zwiebelstränge stellt den letzten eigenständigen Gipfel im Gratverlauf dar. Zahlreiche Leitern finden wir bei der Überschreitung und dem anschließenden Wegverlauf bis zum Sattel, von dem der Aufstieg zum Großen Daumen beginnt, vor. Auch die mit C bewertete schwierigste Stelle des Steigs befindet sich auf diesem Abschnitt. Nachdem wir 2 Leitern im Aufstieg genommen haben, ist tatsächlich das Ende des Steigs erreicht. Entspannt wandern wir in den Sattel und prüfen, ab der Abstecher zum Großen Daumen noch möglich ist.
Wir entscheiden uns, den Gipfel noch mitzunehmen und steigen, leicht links haltend über die Wiesen auf. Viel Zeit bleibt uns nicht, trotzdem genießen wir die Sicht und betrachten, nicht ohne Stolz, den gerade absolvierten Grat. Die Definitionen wo der Hindelanger Klettersteig wirklich endet sind unterschiedlich. Optional kann man die Tour über den Kleinen Daumen, die Heubatspitze und den Breitenberg fortsetzen und nach Hinterstein absteigen. Für uns kommt die Variante heute aber sicher nicht mehr in Frage und so machen wir uns an den Abstieg und wandern zunächst wieder nach Süden in den Sattel zurück, aus dem wir aufgestiegen sind.
Im Sattel halten wir uns vom Großen Daumen kommend links und steigen zum malerisch gelegenen Laufbichelsee ab. Der Weg setzt sich nun weiter nach Südwesten fort. Zunächst leicht bergab passieren wir die Südseite von Zwiebelstänge und den Östlichen Wengenkopf. Im zweiten Teil des Rückmarsches müssen wir auch ein paar Meter aufsteigen, die Anstrengungen halten sich aber in Grenzen. Nachdem wir die Flanke, die sich vom Westlichen Wengenkopf nach Süden zieht erreicht haben, können wir die Seilbahnstation Höfatsblick sehen. Schnell steigen wir ab, und gönnen uns im Edmund-Probst-Haus noch ein veganes Hopfengetränk, bevor es mit der Seilbahn zu Tal geht.
Edmund-Probst-Haus (1927 m), DAV Sektion Immenstadt, Tel. +49 (0)8322 / 4795. Geöffnet von Anfang/Mitte Juni bis Anfang Oktober und vom 1. Weihnachtsfeiertag bis Anfang April.
Höhe | Gehzeit | Gesamt | Ziel | ||
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2224 m | - 2235 m | + 0:30 | 0:30 | Westlicher Wengenkopf | |
2235 m | - 2207 m | + 1:45 | 2:15 | Östlicher Wengenkopf | |
2207 m | - 2280 m | + 2:00 | 4:15 | Großer Daumen | |
2280 m | - 1932 m | + 2:00 | 6:15 | Edmund-Probst-Haus |