45.62917, 24.379025 (in Google Maps öffnen)
Wanderkarte: Muntii Fagarasului 1:60.000 EAN/ISBN: 978 963 202 514 8 CMRumänien und insbesondere Transsilvanien haben spätestens seit den Dracula Geschichten von Bram Stoker etwas Mystisches an sich. Wer die höchsten Berge dieses Landes besuchen möchte, für den ist die Kammwanderung über das Fagaras-Gebirge sicherlich sehr empfehlenswert. Bären und Wölfe haben wir (obwohl natürlich vorhanden) auf unserer Tour nicht gesehen, dafür aber fantastische Aussichten und malerische Zeltplätze. Gleich in der Nähe und natürlich auch einen Besuch wert, ist die Stadt Sibiu (Hermannstadt). Sibiu war 2007 europäische Weltkulturhauptstadt und verfügt über einen Flughafen. Die Stadt eignet sich ideal als Startpunkt der Trekking Tour und natürlich auch um die Tour erholsam ausklingen zu lassen.
Nachdem der Taxifahrer uns am südlichen Ortsausgang von Sebesu de Sus (Ober-Schewisch) abgesetzt hat, marschieren wir schwer beladen auf einem Schotterweg los. An einer Brücke verzweigt sich der Weg zur Suru Hütte. Wir wählen den mit einem roten Dreieck markierten Pfad, der noch vor dem Bachlauf abzweigt. Unglücklicherweise kommen wir aber schon nach wenigen Minuten vom Weg ab und entschließen uns nun doch, der nun rechts unter uns verlaufenden Forststraße zu folgen, die, markiert durch einen roten Kreis, ebenfalls zur Suru Hütte führt. Viele Rumänen nutzen das schöne Tal um in den Wiesen neben dem Bachlauf zu grillen. Etwa zwei Stunden nachdem Start in Sebesu de Sus erreichen wir den Wald und setzten unsere Tour auf einem nun steiler ansteigendem Pfad fort. Auf einer Wiese treffen wir wieder auf den ursprünglichen Weg und folgen fortan dem roten Dreieck zur Suru Hütte. Der Wegweiser verspricht, dass diese in 3 Minuten zu erreichen wäre, was vermutlich selbst mit einer Enduro schwierig wäre. Etwa 20 Minuten später haben wir die Cabana (Hütte) Suru in 1450 Meter erreicht.
Wir bestellen uns eine Gulaschsuppe und Bier. Der Hüttenwirt nickt etwas nachdenklich und kommt wenig später mit ein paar Dosen Bier zurück. Die Suppe lässt etwas auf sich warten, was aber nicht weiter schlimm ist, da wir uns, zusammen mit den anwesenden Heidelbeerpflückern, in einer Mischung aus Deutsch, Englisch und Rumänisch die Zeit vertreiben. Schließlich bekommen wir einen riesigen Topf frisch zubereiteter Gemüsesuppe und eine große Tasse Pálinka. Später, etwas angeheitert und satt, packen wir unsere Sachen für den Aufbruch zusammen, als abermals der Hüttenwirt mit einem Topf, diesmal randvoll mit Gulasch zu unserem Tisch kommt. Ok, unser Versuch auf Rumänisch eine Gulaschsuppe zu bestellen hat nicht ganz funktioniert, aber eins wurde klar: Verhungern mangels Sprachkenntnissen werden wir hier nicht!
Viel später als geplant, aber gut gelaunt und mit vollem Magen, verlassen wir die Suru Hütte und setzen unsern Weg zum Saua Surului (Suru Sattel) fort. Wir lassen den Wald hinter uns und haben schon bald einen schönen Blick auf Avrig (Freck) und das hüglige Land im Norden. Wir bahnen uns den Weg durch eine Schafherde ohne von irgendwelchen Hunden behelligt zu werden und erreichen ein Denkmal für einen verunglückten Bergretter. In einem weiten Bogen steuert der Weg nach Osten auf den Suru Sattel zu, auf dem wir für diese Nacht unsere Zelte aufstellen und den Sonnenuntergang genießen.
Am nächsten Morgen werden wir von vier Hunden begrüßt, die laut bellend von der westlichen Flanke des Varful Suru herunter gelaufen kommen und hoffen etwas vom Frühstück abzubekommen. Für uns geht es wenig später auf der südlichen Seite des Hauptkamms weiter. Unterhalb des Vf. Surul (2283 m) und des Vf. Budislavu (2343 m) führt uns der Weg gemächlich Richtung Osten. Noch bevor wir die nun folgenden felsigen Gipfel auf dem Grat erreichen steigen wir auf der Nordseite ein wenig bergab und genießen am Ufer des Lacul Avrig (Avrig See) unsere Mittagspause, die zwangsläufig etwas karger ausfällt wie am Vortag. Hinter dem See steigen wir wieder auf und erreichen auf dem Kamm eineinhalb Stunden nach der Mittagspause unseren ersten Gipfel, den Varful Scara (2306 m).
Schon vom Gipfel aus sieht man die weiße Schutzhütte (Refugiul), die auf dem nächsten Sattel liegt. 30 Minuten später können wir einem Blick auf die recht sauber gehaltenen Pritschen werfen. Wir ziehen noch einen Sattel weiter zum Saua Serbota (2123 m) und schlagen dort relativ früh am Tag um kurz vor vier nachmittags unsere Zelte auf. Die folgende Etappe über den Varful Serbota zum Negoiu bietet anfangs kaum Möglichkeiten unser großes Zelt auf ebenem Gelände aufzubauen.
Während es die Tage zuvor immer wieder mal recht wolkig war, frühstücken wir heute unter einem strahlend blauen Himmel. 30 Minuten nach dem Aufbruch stehen wir schon auf einem weiteren Gipfel, den 2331 Meter hohen Varful Serbota.
Nun folgt die technisch schwerste Etappe, der Abstieg zum Sattel zwischen Varful Serbota und Negoiu dem Saua Cleopatrei. Die schwierigeren Abschnitte sind zwar mit Ketten versichert, trotzdem macht die eine oder andere Stelle, auch aufgrund des schweren Rucksacks, ein wenig Probleme. Der folgende Gegenanstieg zum Negoiu (2535m), den zweit höchsten Punkt in Rumänien, gestaltet sich hingegen wieder einfacher. Belohnt werden unsere Strapazen von einer Traumaussicht auf die Südkarparten.
Da der Abstieg durch den Teufelskamin (Strunga Dracului) aufgrund eines Felssturzes gesperrt ist, müssen wir uns mit dem weit einfacheren Frauenkamin (Strunga Doamnei) beim Abstieg begnügen. Hierbei umgeht man die südliche Flanke des Negoiu und steigt dann durch den kurzen, mittels Kette gesicherten Kamin ab. Der weitere Weg bis zum Caltun See und der gleichnamigen Schutzhütte ist wenig schwierig. An dem malerisch gelegenen See bauen wir, unsere Zelte auf. Es empfiehlt sich einen Platz hinter einer der kleinen Schutzmauern zu suchen, um sich vor dem hier oft vorherrschendem Wind zu schützen.
Der nächste Tag bringt einen langen Marsch mit sich, der auch ein wenig an den Nerven zerrt. Nach dem wir den Vf. Laitel (2390 m) und den Vf. Paltinului (2399 m) bestiegen haben, liegt unter uns die Transfogarascher Hochstraße (rum. Transfagarasan), die wohl bekannteste Gebirgsstraße Rumäniens.
Neben dem Lacul Balea (2030 m) befinden sich an der Straße noch die Cabana Paltinu (2034 m) und die direkt am See liegende Cabana Balea Lac. Zudem gibt es dort eine Vielzahl an Ständen, an denen man allerlei Leckereien kaufen kann, die sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt nur noch spärlich in unseren Rucksäcken finden lassen. Es ist nur ein kleiner Trost, dass wir vom 2417 Meter hohen Vf. Iezerului einen wunderschönen Blick auf das unter uns liegende Treiben haben. Nach dem Abstieg zum Saua Caprei erfolgt ein Bad im eiskalten Lacul Capra (2249 m). Anschließend steigen wir im Osten hinter dem See kurz auf, um nach einem eineinviertelstündigen Marsch unsere Zelte für diese Nacht in der Nähe des Refugiul Fereastra aufzubauen. Vor dem Refugiul folgen wir dabei einem nach rechts abzweigenden unmarkierten Pfad, der uns etwa 150 Höhenmeter Auf- und Abstieg erspart.
Nach den Strapazen der letzten Tage entschließen wir uns heute, den Varful Mircii ( 2461 m) zu umgehen und anstelle dessen, der Podragu Hütte einen Besuch abzustatten. Hierzu steigen wir wieder zum Kamm auf. Auf der Nordseite führt uns der durch einen blauen Strich markierte Weg über drei Gegenanstiege zur Podragu Hütte. Hinter der ersten Flanke treffen wir auf einen sprudelnden Gebirgsbach, hinter der zweiten liegt der schön anzusehende Lacul Podragel und hinter der dritten schließlich die Cabana Podragu und der Lacul Podragu. Der Abstieg von der zweiten Flanke ist etwas bröselig und bei schlechtem Wetter vermutlich auch etwas unangenehm zu gehen. Auf der Terrasse der ansehnlichen Hütte schlagen wir uns endlich wieder mal so richtig die Bäuche voll. Das Mahl ist zwar nicht so reichlich und günstig wie auf der Cabana Suru, aber dennoch weit besser, wie unser im Rucksack befindliches getrocknete Trekking-Essen. Gestärkt steigen wir anschließend wieder zum Kamm auf und ziehen noch weiter zu unserem heutigen Zeltplatz unterhalb des Vf. Corabia. Mit Blick auf den Moldoveanu, dem höchsten Gipfel Rumäniens nehmen wir unser Abendessen ein.
Gut gelaunt und wieder bei strahlendem Sonnenschein genießen wir unser Frühstück mit Blick auf das Dach Rumäniens. Recht bequem gehen wir bis zum Saua Orzanelei. Der Aufstieg zum Vistea Mare hingegen ist recht steil. Am Vistea Mare lassen wir unsere Rucksäcke zurück und gehen, befreit von der schweren Last, leichtfüßig den kurzen Grat bis zum Moldoveanu hinüber. Stellenweise ist dieser auch mit Ketten versichert. Am Gipfel angekommen genießen wir zusammen mit einigen anderen Gipfelstürmern lange die Aussicht über das Fagaras-Gebirge.
Über den Grat geht es wieder zum Vistea Mare zurück. Dort steigen wir im Osten zu einer weiteren Schutzhütte, dem Refugiul Portita Vistei, ab. Hier kommt man auch den Kamm herauf, wenn man den Moldoveanu als Tagestour bewältigen möchte. Wir ziehen heute allerdings noch ein gutes Stück weiter zum Fereastra Mare (Großes Fenster). Der Weg ist zwar einfach, aber die letzen Tage haben ihre Spuren hinterlassen und der Pfad zieht sich schier endlos dahin. Schließlich erreichen wir jedoch das Große Fenster und steigen noch 2 Stunden zur Cabana Sambata ab. Mit jedem Schritt nach unten wird die Luft deutlich wärmer. An der Hütte angekommen lassen wir es uns erneut schmecken und verteidigen tapfer unser Essen gegen die bettelnden Maultiere. Noch bis in die Nacht feiern wir mit den Einheimischen und anderen Wanderern unsere erfolgreiche Tour.
Am letzten Tag blicken wir nochmal über die Hütte hinweg zum Kamm hinauf. Durch das "Große Fenster" sagen wir Servus zum Fagaras-Gebirge und tauchen in den Wald ein. Etwa 2 Stunden brauchen wir, um den Complexul Turistic Sambata zu erreichen. Dort angekommen lassen wir uns nach einem Mittagessen wieder mit dem Taxi zurück nach Sibiu / Herrmannstadt bringen, wo sich jeder auf eine ausgiebige Dusche freut. Den letzten Abend verbringen wir wieder in der wunderschönen Stadt, bevor es am nächsten Morgen mit dem Flugzeug nach Hause geht.
Höhe | Gehzeit | Gesamt | Ziel | ||
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470 m | - 1450 m | + 4:00 | 4:00 | Cabana Suru / Suru Hütte | |
1450 m | - 2113 m | + 2:30 | 6:30 | Saua Surului / Suru Sattel Zeltplatz 1 | |
2113 m | - 2007 m | + 2:15 | 8:45 | Lacul Avrig | |
2007 | - 2306 m | + 1:30 | 10:15 | Varful Scara | |
2306 m | - 2123 m | + 1:30 | 11:45 | Saua Serbota Zeltplatz 2 | |
2123 | - 2331 m | + 0:30 | 12:15 | Varful Serbota | |
2331 m | - 2535 m | + 3:15 | 15:30 | Negoiu | |
2535 m | - 2135 m | + 2:00 | 17:30 | Refugiul Caltun am Lacul Caltun Zeltplatz 3 | |
2135 m | - 2390 m | + 1:00 | 18:30 | Varful Laitel | |
2390 m | - 2399 m | + 1:45 | 20:15 | Varful Paltinului | |
2399 m | - 2417 m | + 3:00 | 23:15 | Varful Iezerului | |
2417 m | - 2249 | + 0:30 | 23:45 | Lacul Capra | |
2249 m | - 2000 m | + 1:15 | 25:00 | Refugiul Fereastra Zeltplatz 4 | |
2000 m | - 2136 m | + 3:30 | 28:30 | Cabana Podragu | |
2136 m | - 2406 m | + 2:00 | 31:30 | Varful Corabia Zeltplatz 5 | |
2406 m | - 2527 m | + 1:00 | 32:30 | Vistea Mare | |
2527 m | - 2544 m | + 0:15 | 32:45 | Moldoveanu | |
2544 m | - 2188 m | + 6:00 | 38:45 | Fereastra Mare Sambetei | |
2188 m | - 1401 m | + 2:00 | 40:45 | Cabana Sambata Zeltplatz 6 | |
1401 m | - 670 m | + 2:00 | 42:45 | Complexul Turistic Sambata |